Grafik: Unterschiedliche Charaktere

Hinweis: Ich spreche in diesem Artikel bzw. auf der gesamten Webseite alle Geschlechter an, zur besseren Lesbarkeit verwende ich auf aber das generische Maskulinum.

Die eine goldene Regel in der Welt des Schreibens, die du dir schon einmal merken kannst:

Schreibe nicht über einen Charakter, sondern werde zuerst zu diesem Charakter und schreibe erst dann deine Story. Denn das Herzstück einer großartigen Erzählung schlägt in den Charakteren, und wie du sie formst und in Beziehung setzt, ist der Schlüssel zum Erfolg deiner Story.

Hinweis: Ich spreche in diesem Artikel bzw. auf der gesamten Webseite alle Geschlechter an, zur besseren Lesbarkeit verwende ich auf aber das generische Maskulinum.

Genau deswegen erhältst du jetzt von mir ein “Charakter Kit”, in dem du mit meiner Schritt-für-Schritt-Anleitung lernst, wie du Charaktere entwickelst, die nicht nur auf dem Papier existieren, sondern in den Köpfen deine Leser lebendig werden. 

Das Erschaffen von Charakteren für deine Story kann eine der aufregendsten und kreativsten Phasen des Schreibens sein. Bevor wir das allerdings tun, solltest du noch ein wenig Theorie dazu wissen.
Keine Sorge, I keep it short & sweet!

Der Charakter und seine Rolle in deiner Story

Ein Charakter in einer Story ist eine fiktive Person oder Figur, die in der Handlung der Story eine Rolle spielt. Sie sind wesentliche Elemente, die die Handlung vorantreiben und Emotionen beim Leser oder Zuschauer hervorrufen können. 

Hinweis: Viele Autoren gehen den Prozess der Charakterentwicklung auf die falsche Art an: Sie beginnen mit endlosen Listen von Eigenschaften, erzählen eine Story über ihren Charakter und versuchen am Ende krampfhaft, diese zu verändern. Das wird nicht funktionieren, egal wie sehr du es auch versuchst, denn eine entscheidende Sache fehlt hier:

Der Charakter muss in Beziehung zu allen anderen Charakteren gesetzt werden.
Bitte sieh deinen Protagonisten niemals als ein separates Individuum an.

Wie können wir nun die verschiedenen Charaktere am besten miteinander verbinden? Dafür sollten wir uns die unterschiedlichen Rollen eines Charakters ansehen:

Der Protagonist ist in der Regel derjenige, dessen Reise oder Entwicklung die Handlung vorantreibt. Der Protagonist steht im Mittelpunkt der Konflikte und Herausforderungen der Story.
Beispiel: Frodo Beutlin aus „Der Herr der Ringe“

Der Hauptcharakter spielt immer eine tragende Rolle. Wenn du daher einen Hauptcharakter änderst, ändert sich auch die Story. Nicht jeder Hauptcharakter muss zwangsläufig ein Protagonist sein.
Beispiel: Harry (zusätzlich auch Protagonist), Hermine und Ron aus “Harry Potter”

Der Antagonist ist jeder Charakter, der um jeden Preis verhindern möchte, dass dein Protagonist seine Wünsche erreicht. Er stellt Hindernisse in den Weg des Protagonisten und treibt die Konflikte voran.
Beispiel: Lord Voldemort aus „Harry Potter“

Der Verbündete übernimmt die Rolle eines treuen Begleiters des Protagonisten und dient als Spiegel, der den Lesern Einblick in die Werte und Emotionen des Hauptcharakters gewährt.
Beispiel: Samwise Gamgee aus “Herr der Ringe”

Der “falsche” Verbündete sieht auf den ersten Blick aus wie jemand, der dem Protagonisten positiv gestimmt ist, doch in Wirklichkeit ist er ein Wolf im Schafspelz. Die Einführung solcher Charaktere verstärkt die Konflikte und verleiht der Handlung unerwartete Wendungen.
Beispiel: Professor Quirrell aus “Harry Potter”

Der “falsche” Antagonist ist ein Charakter, der anfangs den Anschein erweckt, dem Protagonisten feindlich gesinnt zu sein, aber sich später als Verbündeter herausstellt. Dieser Charakter verleiht der Geschichte eine zusätzliche Ebene der Spannung und Täuschung, da er scheinbar im Konflikt mit dem Protagonisten steht, tatsächlich jedoch auf dessen Seite ist oder ähnliche Ziele verfolgt.
Beispiel:  Professor Severus Snape aus “Harry Potter”

Der Subplot-Charakter agiert wie ein Spiegel, der die Facetten und Konflikte des Hauptcharakters verstärkt und betont. In seiner Rolle als Nebencharakter wird er zum Reflektor der inneren und äußeren Herausforderungen, mit denen der Protagonist konfrontiert ist. Der Subplot-Charakter ist normalerweise kein Verbündeter.
Beispiel: Mr. Collins aus “Stolz und Vorurteil”

Diese Rollen sind flexibel und können je nach Story variieren.
Einige Charaktere können sogar mehrere Rollen gleichzeitig spielen.

Archetypen

Eine weitere Möglichkeit, Charaktere miteinander in Beziehung zu stellen, ist über Archetypen. Ich habe dir nachfolgend ein paar aufgelistet; du findest jeweils auch Beispiele, wie du sie mit deinem Protagonisten in Verbindung setzen kannst:

Die Königin oder Mutter repräsentiert Fürsorglichkeit und Schutz.
Beispiel: Königin Gertrud in „Hamlet“

Anwendungsbeispiel: In deiner Story kann der Protagonist in Zeiten der Not Trost und Ermutigung von der Königin oder Mutter erhalten. Diese Beziehung geht über bloße Ratschläge hinaus; sie bietet emotionale Unterstützung und schafft eine Verbindung zu den Wurzeln des Protagonisten. 

Der König oder Vater ist eine respektable Figur, die Weisheit und Autorität verkörpert.
Beispiel: König Arthur aus der Arthur Saga

Anwendungsbeispiel: Der Protagonist kann Weisheit und Anleitung vom König oder Vater erhalten. Diese Beziehung kann die Entwicklung des Protagonisten beeinflussen und ihm eine höhere Perspektive vermitteln.

Das ist ein erfahrener Charakter, der dem Protagonisten auf seiner Reise hilft. Er gibt Ratschläge, Weisheit und Anleitung. Der Mentor kann die Entwicklung des Protagonisten beeinflussen und ihm Fähigkeiten oder Erkenntnisse vermitteln.
Beispiel: Obi-Wan Kenobi aus „Star Wars“

Anwendungsbeispiel: Der erfahrene Mentor, die weise Figur kann dem Protagonisten auf seiner Reise entscheidende Ratschläge, Weisheit und Anleitung vermitteln. In deiner Story könnte der Protagonist bei einem inneren Konflikt oder vor einer bedeutenden Entscheidung Rat vom Mentor suchen. Der Mentor kann dem Protagonisten helfen, seine Stärken zu erkennen, Schwächen zu überwinden und letztendlich zu einer entscheidenden Figur in der Handlung zu werden. Die weise Figur könnte dem Protagonisten neue Perspektiven eröffnen, verborgene Fähigkeiten enthüllen oder entscheidende Lehren vermitteln. Diese Beziehung geht über den reinen Wissensaustausch hinaus; sie prägt die Entwicklung des Protagonisten und ebnet den Weg für persönliches Wachstum. 

Der Kämpfer ist mutig und entschlossen.
Beispiel: Aragorn aus „Der Herr der Ringe“

Anwendungsbeispiel: In deiner Erzählung könnte der Protagonist vom Kämpfer lernen, wie man mit Standhaftigkeit und Entschlossenheit Hindernisse überwindet. Die Beziehung zwischen dem Protagonisten und dem Kämpfer könnte dazu dienen, Mut und Durchhaltevermögen zu stärken, insbesondere wenn der Protagonist mit schweren Prüfungen oder Feinden konfrontiert ist. Der Kämpfer könnte dem Protagonisten auch beibringen, dass der Weg zum Erfolg oft mit Opfern und Herausforderungen gepflastert ist. Diese Verbindung kann die Handlung durch packende Kampfszenen intensivieren und dem Protagonisten einen starken Verbündeten bieten, der ihn in den kritischsten Momenten unterstützt.

Der Zauberer oder Shamane mach die tiefere Realität hinter den Kulissen sichtbar und kann die versteckten Mächte balanzieren und kontrollieren.
Beispiel: Gandalf aus „Der Herr der Ringe“

Anwendungsbeispiel: Die mystische Figur des Zauberers oder Schamanen bringt eine tiefe spirituelle Dimension in die Story. In einem Handlungsbogen könnte der Protagonist vom Zauberer oder Schamanen lernen, wie man über die physische Welt hinausblickt und innere Kräfte entfesselt. Die Beziehung zwischen dem Protagonisten und dem Zauberer kann dem Charakter einen Zugang zu magischen Fähigkeiten, verborgener Weisheit oder spiritueller Erleuchtung ermöglichen. Der Zauberer oder Schamane könnte dem Protagonisten helfen, die Grenzen der Realität zu überwinden und sich auf eine Reise der Selbstentdeckung zu begeben. Diese Verbindung kann nicht nur die Handlung mit magischen Elementen bereichern, sondern auch dem Protagonisten eine tiefere Verbindung zur Welt und zu sich selbst ermöglichen.

Der Trickster ist ein Charakter, der durch List und Humor geprägt ist.
Beispiel: Joker aus “Batman”

Anwendungsbeispiel: In deiner Handlung könnte der Protagonist mit dem Trickster in Kontakt kommen, der durch seine schelmischen Aktionen überraschende Wendungen und unerwartete Situationen herbeiführt. Der Trickster könnte dem Protagonisten lehren, dass nicht alles so ist, wie es scheint, und dass eine spielerische Herangehensweise an Herausforderungen oft kreative Lösungen hervorbringt. Die Beziehung zwischen dem Protagonisten und dem Trickster kann die Handlung mit unvorhersehbaren Elementen würzen und dem Charakter helfen, sich von starren Denkmustern zu lösen. Diese Verbindung verleiht der Geschichte einen Hauch von Unberechenbarkeit und kann dazu beitragen, eine lebendige und dynamische Handlung zu gestalten.

Der Artist oder Clown ist ein unterhaltsamer Charakter, der das Lachen und die Freude in die Story bringt.
Beispiel: Charakter Puck aus William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“

Anwendungsbeispiel: Die Beziehung zwischen dem Protagonisten und dem Artisten kann dem Charakter ermöglichen, selbst in den dunkelsten Momenten des Abenteuers einen Moment des Lächelns zu finden. Der Artist oder Clown könnte dem Protagonisten zeigen, dass die Fähigkeit, das Leben nicht zu ernst zu nehmen, eine wertvolle Qualität ist. Diese Verbindung verleiht der Story eine verspielte Note und schafft eine Balance zwischen Spannung und humorvoller Leichtigkeit.

Der Liebende ist romantisch, leidenschaftlich und bereit, alles für die Liebe zu opfern.
Beispiel: Romeo aus „Romeo und Julia“

Anwendungsbeispiel: Die Beziehung zwischen dem Protagonisten und dem Liebenden kann dem Charakter zeigen, dass die Liebe eine treibende Kraft für mutige Taten und Entscheidungen sein kann. Der Liebende könnte dem Protagonisten helfen, persönliche Opfer für das Wohl der geliebten Person zu bringen und dadurch eine tiefere emotionale Verbindung zur Handlung herzustellen. Diese Verbindung bringt eine romantische Dimension in die Geschichte und betont die menschliche Seite des Protagonisten.

Der Rebell ist unabhängig, anti-autoritär und kämpft gegen das Establishment.
Beispiel: Katniss Everdeen aus „Die Tribute von Panem“

Anwendungsbeispiel: Die Beziehung zwischen dem Protagonisten und dem Rebell kann dem Charakter zeigen, dass es mutig ist, gegen das Status quo anzukämpfen und für die eigenen Überzeugungen einzustehen. Der Rebell könnte dem Protagonisten helfen, den Mut zu finden, die eigenen Grenzen zu überschreiten und für Veränderungen zu kämpfen. Diese Verbindung verleiht der Story eine sozialkritische Note und hebt die Bedeutung des individuellen Widerstands hervor.

In Geschichten werden oft verschiedene Archetypen miteinander kombiniert, um komplexe Charaktere zu schaffen. 

Das Charakternetz

Wenn du deine Charakter erstellst, geht es aber nicht nur darum, Einzelpersonen zu erschaffen, sondern auch darum, wie diese Figuren miteinander in Beziehung stehen. Hier kommt das Konzept des Charakternetzes ins Spiel. Das Charakternetz ist eine visualisierte Darstellung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Charakteren in deiner Story. Es geht über die grundlegenden Archetypen hinaus und zeigt, wie sich die Figuren auf verschiedenen Ebenen miteinander „verweben“.

Zu berücksichtigende Aspekte

  • Die Dynamik der Beziehungen: Berücksichtige, wie sich die Beziehungen zwischen den Charakteren im Laufe der Story entwickeln. Werden sie gestärkt oder geschwächt? Gibt es Höhen und Tiefen?
  • Die Verbindung zu den Hauptthemen: Achte darauf, dass die Beziehungen im Charakternetz zu den Hauptthemen der Story passen. Die Charaktere sollten nicht isoliert existieren, sondern durch ihre Beziehungen die zentralen Ideen der Handlung unterstützen.
  • Unterschiedliche Beziehungsarten: Betrachte unterschiedliche Arten von Beziehungen, nicht nur romantische oder feindliche. Freundschaften, familiäre Bindungen, Mentor-Schüler-Verhältnisse tragen alle zur Tiefe der Handlung bei.
  • Rückkopplung und Entwicklung: Denke daran, dass die Beziehungen nicht statisch sind. Sie sollten sich im Verlauf der Geschichte entwickeln und möglicherweise das Verhalten und die Entscheidungen der Charaktere beeinflussen.
  • Ausgewogenheit bewahren: Vermeide es, das Charakternetz zu überladen. Jede Beziehung sollte einen Zweck erfüllen und zur Handlung beitragen. Eine ausgewogene Verteilung der Verbindungen sorgt für eine reichhaltige und fesselnde Erzählung.

Beispiel: 🧙‍♂️🔮 Harry Potter
In „Harry Potter“ von J.K. Rowling zeigt das Charakternetz, wie die Freundschaft zwischen Harry, Hermine und Ron nicht nur eine emotionale Komponente hat, sondern auch entscheidend für die Überwindung verschiedener Hindernisse und den Erfolg im Kampf gegen den Antagonisten, Lord Voldemort, ist.

So, aber jetzt genug mit der Theorie!

Schritt-für-Schritt-Anleitung zu deinem Charakter

Führe nachfolgende Schritte durch und erstelle die Charaktere für deine Story: 

⭐ Tipp: Apps zur Charaktererstellung
Bist du fertig mit dem Brainstorming deiner Charaktere? Wahrscheinlich ist dir das Ganze aber immer noch zu abstrakt und du willst sehen, wie diese Vorstellung auflebt, wie sie vor deinen Augen Form annimmt. Stimmts? Tja, dann habe ich genau den kreativen Sidekick, den du brauchst.
Hier sind meine Top 3 Apps, die dir bei der Visualisierung deiner Charaktere helfen können:
1. Canva
2. Avataaars
3. Humaaans 

Happy storify.ing! ✨

Sabrina

Dieser Artikel wurde mit ganz viel ❤ in Rom, Italien geschrieben.

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