Charaktererstellung: 5 Fehler, die du vermeiden solltest
In der Welt des kreativen Schreibens sind es die Charaktere, die einer Story Leben einhauchen. Leider liegen auf dem Weg zur perfekten Charaktererstellung einige Stolpersteine, die darüber entscheiden können, ob eine Story im Gedächtnis bleibt oder schnell in Vergessenheit gerät.
Charaktere sind zweifelsohne die Seele jeder Erzählung, die uns zum Lachen, zum Weinen und zum Mitfiebern bringt. In ihnen schlummern die Stories, Träume, Ängste und Kämpfe, die uns bis tief in die Nacht an die Buchseiten binden. Um dieses Potenzial zu entfesseln, müssen wir unsere Charaktere mit der gleichen Sorgfalt und Hingabe behandeln, wie wir es mit “richtigen” Menschen tun.
In diesem Blog Post liste ich dir die fünf häufigsten Fehler bei der Charaktererstellung auf und gebe dir gleich auch noch Tipps, wie du sie vermeiden kannst. Am Ende des Posts habe ich dir die wichtigsten Fragen & Antworten in einer kleinen FAQ Liste zusammengefasst. Los geht’s:
Tipp: Für allgemeine Informationen zur Charaktererstellung, hüpfe gerne zu diesem Blog Post.
❌ Fehlendes Setting
Was viele Autor:innen vergessen:
Die Bühne, auf der deine Story spielt, ist genauso wichtig wie die Charaktere selbst!
Stell dir vor, du siehst ein Theaterstück, aber es gibt keine Bühne. Die Schauspieler:innen stehen einfach so da in ihren Kostümen und sprechen ihre Texte. Wirkt irgendwie komisch, oder? Ohne Kulisse fehlt nämlich der Kontext, die Story wirkt leer und leblos.
Genau so ist es auch beim Schreiben. Das Setting ist die unsichtbare Bühne, auf der deine Charaktere zum Leben erwachen. Es ist die Welt, in der sie sich bewegen, atmen und handeln.
So gestaltest du ein interessantes Setting:
- Verwende alle Sinne: Beschreibe nicht nur, wie das Setting aussieht, sondern auch wie es riecht, klingt, schmeckt und sich anfühlt. So tauchst du die Leser:innen in die Welt deiner Story ein.
- Sei kreativ: Das Setting muss nicht zwingend realistisch sein, es kann auch magisch, futuristisch oder märchenhaft sein. Wichtig ist nur, dass es zur Story und den Charakteren passt.
- Verwende das Setting als erzählerisches Mittel: Lass deine Charaktere mit der Umgebung interagieren. So zeigst du dem Leser:innen, wie sie denken und fühlen.
❌ Eindimensionalität
Charaktere, die lediglich eine einzige Facette aufweisen, wirken wie flache Pappfiguren auf der Bühne, die kaum in der Lage sind, das Publikum zu begeistern. Im Gegensatz dazu zeichnen sich gut ausgearbeitete Charaktere durch ihre Vielschichtigkeit aus: Sie besitzen mehrere Eigenschaften, innere Konflikte und eigene Ziele, ähnlich wie reale Menschen. Diese Komplexität verleiht ihnen Authentizität und macht sie faszinierend. Genau das braucht es, um die Story anzutreiben.
So gestaltest du vielschichtige Charaktere:
- Mehr als eine Eigenschaft: Betrachte Stärken, Schwächen, Ängste und Sehnsüchte.
- Zeige innere Widersprüche: Perfektion ist unrealistisch. Lass deine Charaktere auch mal straucheln.
- Gib ihm ein Ziel: Was will dein Charakter erreichen? Was ist sein Antrieb? Ein klares Ziel gibt deinem Charakter eine Richtung und sorgt dafür, dass die Story voranschreitet.
Tipp: Hast du jemals in Erwägung gezogen, einen Persönlichkeitstest für deine Charaktere zu machen? Klingt witzig, doch solche Instrumente aus der Psychologie können tatsächlich sehr nützlich sein, um deine Charaktere tiefer zu verstehen. Sie helfen dir nicht nur, ihre Handlungsweisen und Reaktionen gemäß ihrem Persönlichkeitstyp besser nachzuvollziehen, sondern auch, ihre Entwicklung authentischer zu gestalten. Besonders interessant wird es, wenn deine Charaktere gelegentlich von ihrem vorgegebenen Typ abweichen und unerwartete Verhaltensweisen zeigen. Probiere es doch einfach einmal aus!
❌ Zu perfekt
Ein makelloser Held, der immer die richtigen Entscheidungen trifft und niemals Fehler macht – klingt auf den ersten Blick nach der perfekten Hauptfigur für deine Story. Aber ist Perfektion wirklich das Ziel? Ich finde nicht, denn ein Charakter ohne Ecken und Kanten kann schnell langweilig und unnahbar wirken.
Warum Fehler und Schwächen deine Charaktere besser machen:
- Sie machen deine Charaktere menschlich, denn niemand ist perfekt. Jeder Mensch hat Fehler und Schwächen.
- Leser:innen können sich leichter mit einem Charakter identifizieren, der Fehler macht und mit den gleichen Herausforderungen wie sie selbst zu kämpfen hat.
- Sie bieten die Möglichkeit, deine Charaktere wachsen und sich im Laufe der Story entwickeln zu lassen.
❌ Stereotypen
Der Bösewicht ist ein schmieriger, geldgieriger Mann mit einem slawischen Akzept – was für ein Klischee! Solche Stereotypen mögen auf den ersten Blick vertraut und bequem sein, aber sie ersticken leider das kreative Potenzial deiner Story und führen zu … Langeweile!
So brichst du aus den Klischees aus:
- Verlasse deine Komfortzone: Hinterfrage gängige Stereotypen und traue dich, neue, unerwartete Charakterzüge und Hintergründe zu entwickeln.
- Ergründe die Motivationen deiner Charaktere, ihre Ängste und Sehnsüchte. Gib ihnen eine einzigartige Stimme und Persönlichkeit.
- Schaffe einen bunten Mix an Charakteren mit unterschiedlichen Ethnien, Kulturen, Geschlechteridentitäten und sexuellen Orientierungen.
Tipp: Sei dir aktueller gesellschaftlicher Debatten um Stereotypen und Diskriminierung bewusst.
❌ Inkonsistentes Verhalten
Ein Charakter, der heute so und morgen ganz anders handelt, ohne dass dies durch die Handlung gerechtfertigt wird, verliert schnell an Glaubwürdigkeit. Konsistenz ist die Basis für glaubwürdige und spannende Charaktere. Jede Veränderung im Verhalten sollte durch die Entwicklung des Charakters oder durch Ereignisse in der Story motiviert sein.
So erzeugst du konsistente Charaktere:
- Definiere den Kern deiner Charaktere: Welche Werte, Ziele und Motivationen prägen ihr Handeln?
- Verfolge ihre Entwicklung: Wie verändern sich die Charaktere im Laufe der Geschichte? Welche Erfahrungen prägen sie?
- Verbinde ihre Handlungen mit der Story: Jedes Verhalten sollte durch die Situation oder die Entwicklung der Charaktere motiviert sein.
Tipp: Konsistenz bedeutet nicht Einfalt. Widersprüche und Brüche im Verhalten deiner Charaktere können die Story extrem bereichern und auch die Spannung erhöhen. Zeige die inneren Kämpfe und die Entwicklung deiner Figuren, dann schaffst du vielschichtige und glaubwürdige Charaktere.
Ich habe noch einen „Bonus-Fehler“ für dich, falls man das so nennen kann 😃 Aber ohne diesen Fehler, kann ich diesen Blog Post nicht abschließen:
❌ Fehlende Entwicklung
Stellen wir uns ein Buch vor, in dem der Protagonist am Ende genau so handelt und denkt wie am Anfang. Was für eine Enttäuschung! Die Chance, den Charakter durch die Herausforderungen der Story wachsen und sich verändern zu lassen, wurde vertan.
Das kannst du dagegen tun:
- Veränderungen durch Konflikte und Herausforderungen: Zeige, wie deine Charaktere mit den Widrigkeiten des Lebens umgehen. Lassen sie Fehler machen, aus ihnen lernen und sich weiterentwickeln.
- Zeige ihre inneren Kämpfe: Lasse den Leser an den Zweifeln, Ängsten und Sehnsüchten deiner Charaktere teilhaben. So werden sie greifbar und menschlich.
- Wachstum und Veränderung als emotionale Bindung: Der/die Leser:in fiebert mit den Charakteren mit, wenn sie Herausforderungen meistern und über sich hinauswachsen. So entsteht eine emotionale Bindung zur Geschichte.
💬 FAQs
Charakterentwicklung beschreibt den Prozess, durch den Charaktere im Laufe einer Story wachsen, sich verändern und an Tiefe gewinnen. Sie ist essentiell, um die Story glaubwürdig und spannend zu gestalten, da sie den Charakteren erlaubt, auf Herausforderungen zu reagieren und durch sie zu lernen.
Beobachte Menschen in deinem Alltag, lies (eventuell für dich unübliche) Stories mit interessanten Charakteren und analysiere Filme und Serien.
Starte mit einer grundlegenden Vorstellung von deinem Charakter, einschließlich physischer Merkmale, Persönlichkeitseigenschaften und Hintergrundgeschichte. Überlege dir, welche Ziele dein Charakter verfolgt und welche Konflikte ihn antreiben oder behindern könnten.
Tipp: Wenn du weißt, wie dein Charakter aussehen soll, lass dir doch von Dall-E oder Adobe Firefly ein Bild dazu kreieren – das erleichtert die Vorstellung.
Mehr Informationen gibt es auch in diesem Blog Post.
Während es wichtig ist, dass vor allem Hauptcharaktere eine Entwicklung durchmachen, können auch Nebencharaktere von einer gewissen Entwicklung profitieren. Sie müssen nicht so tiefgreifend sein, sollten aber zur Dynamik der Story beitragen.
Ja, Charaktere können auch negative Entwicklungen durchmachen, was oft zu interessanten und komplexen Stories führt. Wichtig ist, dass sie nachvollziehbar und gut in die Handlung integriert sind.
Versuche, deinen Charakter aus neuen Perspektiven zu betrachten oder setze ihn in unterschiedliche Situationen, um zu sehen, wie er reagiert. Inspiration kann auch aus realen Personen, anderen Stories oder durch Brainstorming mit Freund:innen und Kolleg:innen kommen.
Bitte Freund:innen, Lektor:innen oder Beta-Leser:innen um Feedback. Oder: Schreib mir! 🙂
Folgende Bücher kann ich dir sehr ans Herz legen: „Die Heldenreise“ von Joseph Campbell, „Save the Cat! Writes a Novel“ von Jessica Brody, „The Anatomy of Story“ von John Truby.
Das war es einmal fürs Erste!
Indem du diese Fehler vermeidest, schaffst du nicht nur spannende Charaktere, sondern auch eine Story, die deine Leser:innen berührt und begeistert. Denk daran, dass deine Charaktere das Herz deiner Erzählung sind – behandle sie mit Sorgfalt, und sie werden deine Story unvergesslich machen! ✌️
Ich hoffe, du bist jetzt gut ausgerüstet.
Zum Schluss noch ein schöner Reminder von mir für dich:
In der Tiefe jedes Charakters finden wir ein Spiegelbild unserer eigenen Reise – mutig, fehlerhaft und absolut einzigartig. Jede Seite, die wir schreiben, zeigt nicht nur ihre Story, sondern auch ein Stück von uns selbst.
Happy storify.ing! ✨
Sabrina
Dieser Artikel wurde mit ganz viel in Luzern, Schweiz geschrieben.