Storytelling Frameworks
Die kleinen Helferlein für deine erfolgreiche und vor allem authentische Story.
Wenn du bereits eine interessante Story im Kopf hast, aber unsicher bist, wie du sie am besten strukturieren kannst, können dir verschiedene Frameworks helfen eine klare Handlungsstruktur aufzubauen. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Strukturen für gutes Storytelling etabliert – hier habe ich dir die wichtigsten Plotmuster aufgelistet. Aber zuerst einmal:
Was ist eine Story?
Eine Story ist – laut “offizieller” Definition – ein Narrativ oder eine Serie von Ereignissen, die zusammengehören und die in einer bestimmten Reihenfolge erzählt werden, um die Zuhörer oder Leser zu informieren, begeistern und/oder inspirieren.
Eine genauere Beschreibung findest du übrigens auch in dem Blog Post “Was ist eine Story”.
Der Aufbau einer Story ist mit dieser Grafik ganz leicht erklärt:
Das Ziel dabei ist, die Zuhörer oder Leser indirekt zu einem Punkt oder einer Erklärung zu führen und das am besten mit viel Emotion. Aber damit wollen wir uns noch nicht zufrieden geben – ich stelle dir jetzt einige Konzepte vor, die du für den Aufbau deiner eigenen privaten oder beruflichen Story anwenden kannst.
⭐ Bonus:
Mein absolutes Lieblingsframework (inkl. Template zum Download)
The Story Scaffold
„The Story Scaffold“ ist ein hilfreiches Konzept, das Storyteller und Autoren dabei unterstützt, Stories in eine strukturierte Form zu bringen. Es besteht aus fünf wesentlichen Schritten:
Klappe die einzelnen Elemente um mehr zu erfahren (inklusive Beispiel):
Die Einführung: Hier werden die „Heroes“ (Hauptfiguren) und die Welt, in der sich die Story abspielt, eingeführt. Wir erfahren mehr über die Hintergründe und Motivationen der Charaktere.
🎥 Beispiel:
Lisa, eine aufstrebende Schauspielerin, befindet sich aufgrund ihres Jobs und ihres Traums, eine Schauspielkarriere zu verfolgen, in London. Ihr kranker Onkel lebt in Australien.
In diesem Schritt wird der Hauptkonflikt oder das Problem vorgestellt, das Hero bewältigen muss. Der Konflikt sollte Spannung erzeugen und unser Interesse wecken.
🎥 Beispiel:
Lisa muss sich um ihren kranken Onkel kümmern, möchte aber ihren Traum nicht aufgeben.
Dies ist der spannendste und entscheidende Moment der Story, in dem sich der Konflikt auf seinem Höhepunkt befindet. Hier erreicht die Spannung ihren Höhepunkt und der Hero muss die größten Herausforderungen überwinden.
🎥 Beispiel:
Was wird sie jetzt tun? Wird sie ihren Job aufgeben? Wird sie in London bleiben? Lisa geht nun alle Alternativen durch.
In diesem Schritt werden die Probleme gelöst und der Konflikt wird aufgelöst. Der Hero findet eine Lösung oder gewinnen neue Erkenntnisse, um das Problem zu bewältigen.
🎥 Beispiel:
Lisa erkennt, dass Familie immer an erster Stelle steht und entscheidet sich für ihren kranken Onkel.
Hier wird die Story abgerundet und die Zuhörer bzw. Leser erhalten einen abschließenden Blick auf das Schicksal des Heroes. Offene Fragen werden geklärt und die Handlung wird auf einen befriedigenden Abschluss gebracht.
🎥 Beispiel: Lisa bereitet ihren Umzug nach Australien vor. Sie freut sich auf die bevorstehende Veränderung, denn sie wurde an einer Schauspielschule in Sydney angenommen. Somit kann sie ihren Onkel unterstützen und ihren Traum weiter verfolgen.
Hier sind weitere 5 C`s, die für das Erstellen einer guten Story berücksichtigt werden können:
- Circumstance (Ausgangssituation)
- Characters (Eigenschaften, Motivationen & Ziele)
- Conflict (Problem das überwindet werden muss), Curiosity (was passiert als Nächstes?)
- Conversations (guter Abschluss der Story, Nachvollziehbarkeit, Auswirkungen).
Die Drei-Akt-Struktur
Wohl die einfachste aller Erzählmodelle ist die Drei-Akt-Struktur, denn sie besteht aus den drei Akten: Anfang (Set-up) – Mitte (Problem) – Ende (Konfrontation).
Mit dem 1. Akt beginnt deine Story, die wir zunächst aufbauen müssen:
- Wo findet das alles statt?
- Wer ist der Hero? Wer sind die anderen Charaktere?
- Warum sollte ich mich um ihn kümmern?
- Warum ist der Konflikt wichtig?
- Warum ist er für den Hero persönlich wichtig?
In dieser Phase beschreiben wir aber auch schon den auslösenden Vorfall, der den Hero dazu aufruft die gewohnte Welt zu verlassen. Durch ein Schlüsselereignis wird der Hero fest in den Konflikt verwickelt; aber er muss erst noch davon überzeugt werden, die Reise zu beginnen.
Mit dem ersten „Plot Point“ (Handlungspunkt) lässt sich der Hero auf den Konflikt und die Handlung ein. Es gibt kein Zurück mehr und der 1. Akt endet.
Im 2. Akt beginnen wir mit dem Kern der Story, in dem es die meiste Zeit darum geht Tests und Prüfungen zu absolvieren. Der Hero bereitet sich dadurch auf den Höhepunkt vor; die Herausforderungen des bevorstehenden Konfliktes werden konkretisiert.
Es wird der Mittel- bzw. Wendepunkt erreicht, an dem der Hero bereit ist den bevorstehenden Konflikt anzunehmen. Der Hero muss aber weiterhin auf der Hut sein, denn der Konflikt ist noch nicht überwunden.
Beim Erreichen des zweiten Plot Points – dem dunkelsten Moment des Heroes – endet der 2. Akt. Ab hier beschleunigt sich das Tempo der Story und führt zum Höhepunkt.
Der 3. Akt beschreibt eine dunkle und angespannte Zeit. Hier findet der Höhepunkt der Story statt und der Hero wird mit den letzten Herausforderungen konfrontiert.
Wird der Hero Erfolg haben oder nicht? Hier werden alle Fragen beantwortet, die im 1. Akt gestellt wurden.
Ziel ist es gemeinsam mit den Zuhörern bzw. Lesern aufzuatmen, denn der Konflikt ist gelöst. Möglicherweise gibt es hier sogar Hinweise für eine Fortsetzung?
⭐ TIPP: Im Blog Post „Was ist eine Story“ findest du ein Beispiel aus der Harry Potter Story.
Die Vier-Akt-Struktur
Die Vier-Akt-Struktur ist eine modifizierte Form der Drei-Akt-Struktur und teilt eine Story in vier Teile: Set-up, die sich anbahnende Aktion, die Reaktion darauf und die Auflösung.
Genau wie in der Drei-Akt-Struktur wird die Story im 1. Akt aufgebaut. Wir beschreiben hier die Basisinformationen: Der Hero bzw. die Heroes (Hauptcharaktere), das Umfeld, der Zeitraum und die größten Konflikte. Es muss sichergestellt werden, dass die Zuhörer bzw. Leser über alle wichtigen Informationen verfügen, um die gesamte Story zu verstehen.
In den Handlungspunkten dieses Aktes stellen wir den Konflikt oder eine Frage vor, um die Aufmerksamkeit zu erregen. Ein auslösendes Ereignis sorgt dafür, dass unser Hero in eine Handlung verwickelt wird. Er muss sich am Ende des 1. Aktes entscheiden, sich auf diese Handlung eizulassen. Von nun an gibt es kein Zurück mehr („the point of no return“).
Mit dem ersten „Plot Point“ (Handlungspunkt) endet der 1. Akt und leitet auf den 2. Akt über.
Im 2. Akt geht es um Tests und Prüfungen – unser Hero lernt in dieser Phase sehr viel, wird aber nicht immer gleich beim ersten Mal die richtige Entscheidung Treffen. Der Hero bzw. die verschiedenen Charaktere entwickeln sich weiter bevor sie Erfolg haben. Die Zuhörer bzw. Leser begleiten die Charaktere dabei und beobachten wie sie versuchen sich an eine neue Situation anzupassen.
Der erste „Pinch Point“ der Story unterstreicht die Bedeutung der Handlung und zeigt warum die Story wichtig ist.
Mit dem Mittel- bzw. Wendepunkt, bei dem der Hero vor seiner bisher größten Prüfung steht, endet der 2. Akt und leitet auf den 3. Akt über.
Nach dem Mittel- bzw. Wendepunkt ist der Hero im 3. Akt nun zuversichtlich und plant den Konflikt zu lösen: Jetzt geht es ums Handeln, daher: Action please! Der Hero hat endlich begonnen, sich an seine neue Welt zu gewöhnen, was bedeutet, dass es jetzt an der Zeit ist, alles in die Praxis umzusetzen was er gelernt hat.
Der zweite Pinch Point der Story soll die Zuhörer bzw. Leser erinnern, dass die Macht der Antagonisten immer noch gross ist und sich der Hero noch nicht entspannen kann. Der dunkelste Moment naht und wird durch den dritten „Plot Point“ (Handlungspunkt) markiert. Es ist auch das Ende des 3. Aktes.
Beim vierten Akt geht es darum, die Dinge zum Abschluss zu bringen, den Kernkonflikt zu lösen und zu zeigen, wie sehr sich der Hero verändert hat. Nach dem dritten Handlungspunkt (dem dunkelsten Moment) wird der Hero unsicher sein – oder vielleicht sogar bereit sein, aufzugeben. Um die Reise zu Ende zu bringen, muss der Hero die Kraft finden, allen Widrigkeiten zum Trotz, weiterzumachen.
⭐ TIPP: Dieses Framework kannst du auch gut für dein Business nutzen.
Die Fünf-Akt-Struktur
Mit der Fünf-Akt-Struktur gibt es gleich noch eine Steigerung, denn mit diesem Erzählmodell wird vorgegeben was, wann und wie etwas in einer Handlung passiert– powered by Gustav Freytag.
Im Set-up werden wieder alle Heroes, Spieler und Gegenspieler, Örtlichkeiten sowie der Auslöser für den Konflikt dargelegt.
Im 2. Akt beginnt der Konflikt Gestalt anzunehmen; weitere Komplikationen kommen hinzu, welche die Lösung des Konflikts verhindern und die Handlung in Bewegung bringen.
Der 3. Akt ist der Höhepunkt und damit der spannendste Teil der Story. Wie beim Drei- und Vier-Akter wird die Handlung und der Konflikt auf die Spitze getrieben.
Im 4. Akt wird die Spannung allmählich abgebaut – die Nachwirkungen des Höhepunktes sind deutlich zu spüren.
Nach dem Abfall der Handlung wird aber der Konflikt aufgelöst, womit auch der 4. Akt endet.
Im letzten Akt sehen wir wie die Story ausgeht. Alle offenen Fragen werden hier geklärt.
TIPP: Dieses Framework kannst du sehr gut für kurze Inhalte, wie z.B. Social Media Posts nutzen.
Das Pixar-Framework
Emma Coates von Pixar hat diesen Story-Rahmen in einer Präsentation über das Erzählen von Geschichten für Pixar entwickelt. Es kann problemlos in Gründungsgeschichten, Erklärvideos und natürlich in Pixar-Filmen verwendet werden:
Once upon a time there was ____________
Every day ____________
Then one day ____________
Because of that, ____________
And because of that, ____________
Until finally, ____________
In diesem Blog Post von CauseVox findest du einige Beispiele dazu.
Die Hero-Journey
„The Hero’s Journey“ (dt. Heldenreise, auch als Monomythos bekannt) ist ein Konzept, das vom Mythologen Joseph Campbell entwickelt wurde und dient als inspirierendes Werkzeug für Storyteller:innen und Autor:innenen, um mitreißende und bedeutungsvolle Stories zu erschaffen.
Es beinhaltet verschiedene Stufen, wie den Ruf zum Abenteuer, das Überschreiten der ersten Schwelle, Begegnungen mit Mentoren und Prüfungen, den Kampf mit dem Hauptkonflikt, die Rückkehr mit neuen Erkenntnissen und die Transformation des Heroes. Diese Reise spiegelt die persönliche Entwicklung, den Wandel und die innere Reise wider, die ein Hero durchläuft, um die Bestimmung zu erfüllen.
Das Big-Idea Storytelling-Framework
Das „Big Data Storytelling Framework“ bezieht sich auf den Ansatz, große Mengen an Daten in eine kohärente und fesselnde Story zu verwandeln. Es umfasst:
- Die Sammlung und Analyse von Daten
- Die Identifizierung von relevanten Erkenntnissen
- Die Verbindung der Erkenntnisse zu einer narrativen Struktur
Eine beeindruckende Anwendung des Big Data Storytelling Frameworks ist die Präsentation der Einführung des iPhones durch Steve Jobs auf der MacWorld 2007:
Steve zeigt dem Publikum zunächst die langjährige Erfahrung von Apple in der Entwicklung und Herstellung innovativer Produkte, die die Branche revolutioniert haben. Wenn ihr im Video genau hinhört, werdet ihr sehen, dass Steve das Wort „revolutionär“ ein paar Mal verwendet hat, um das neue iPhone zu beschreiben. Sein Ziel war hier Begeisterung beim Publikum auszulösen.
Die Konkurrenz von Apple und deren Smartphones, Blackberry und Nokia, sind zwei davon.
Die Smartphones der Konkurrenz sind nicht gerade smart, schwer zu bedienen, haben einen kleinen Bildschirm, eine fixe Tastatur und schlechte Internetfähigkeiten.
Steve`s „Big Idea“ bestand darin, Innovationen einzuführen, um die Probleme zu lösen. Seine Lösung bestand darin, drei verschiedene Produkte, einen iPod, ein Mobiltelefon und ein Internetgerät, zu einem einzigen zu machen: dem iPhone.
Das iPhone ist revolutionär: Es verfügt über Multi-Touch (eine von Apple patentierte Benutzeroberfläche), einen größeren Bildschirm, eine leistungsstarke integrierte Kameras usw.
Wie sieht die Welt aus, wenn die Menschen iPhones statt Nokias oder Blackberries nutzen?
„iPhone is like having your life in your pocket.“
Dank der vielen, neuen und erweiterten Funktionen.
Das Story Cycle™ Storytelling-Framework
Das Story Cycle™ Storytelling Framework von Park Howell ist ein Konzept, das auf sechs wesentlichen Elementen basiert und Autoren dabei hilft, effektive Geschichten zu entwickeln. Die Elemente sind:
- Der Hero
- Die Herausforderung oder der Konflikt
- Die Transformation oder die Entwicklung
- Die Botschaft oder die Lehre
- Die Handlung oder die Abfolge von Ereignissen
- Das Publikum oder die Zielgruppe
Ein bekanntes Beispiel ist das Unternehmen Patagonia, ein Hersteller von Outdoor-Bekleidung. Patagonia nutzte das Story Cycle™ Framework, um seine Mission und Werte in Geschichten zu verpacken, die die Verbindung zwischen Umweltschutz, Abenteuerlust und Nachhaltigkeit verdeutlichen. Durch das Erzählen solcher Geschichten konnte Patagonia eine starke Markenidentität aufbauen und eine engagierte Community von Kunden aufbauen, die ihre Werte teilen.
Mein absolutes Lieblings-Framework
Wer ist dein Hero? Hast du alle Informationen über den Hero?
Was möchte dein Hero erreichen? Was sind die Ziele? Was sind die Bedürfnisse?
Was sind die Herausforderungen die dein Hero bewältigen muss? Gab es Rückschläge?
Wie sieht der Moment der Veränderung aus? Welche Lösung (Produkt/Service) gibt es um die Herausforderungen zu bewältigen?
Wenn eine Entscheidung gefällt wird, wie sieht die „bessere Welt“ aus?
Wichtig: Statt die großartigen Features des Produktes oder des Services zu beschreiben, solltest du dich darauf konzentrieren, wie die Welt des Heroes durch den Einsatz des Produkts oder des Services verbessert wird.
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Die Hero Journey Vorlage: Lass dich von meinem absoluten Lieblingsframework überzeugen, das dir blitzschnell dabei helfen wird, deine Erzählung perfekt zu gliedern.
Jeder hat eine Geschichte zu erzählen – nutze eines der Frameworks und lege gleich los!
Sabrina
Dieser Artikel wurde mit ganz viel in Meran, Südtirol geschrieben.
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